Die Bevölkerungsdichte in den Städten nimmt zu. Manche Städte platzen geradezu aus allen Nähten, die Immobilienpreise steigen und steigen. Auch die Mieten explodieren und der Wohnraum wird knapp. So (oder so ähnlich) sind die Aussagen, die jeder kennt. Der bessere Arbeitsmarkt bildet den Hauptgrund, in der Stadt zu leben. Aber auch die vielfältigen Angebote im Bereich Bildung und Kultur locken in urbane Gegenden. Es gibt aber auch andere Stimmen, die behaupten, dass immer weniger Menschen in die Stadt ziehen. Dabei geht es primär darum, wo sich der Arbeitsplatz befindet und die Infrastruktur gut ausgebaut ist. Besonders für Familien mit Kindern. Letztendlich darf ein Aspekt nicht vernachlässigt werden: es gab schon immer Menschen, die nur in der Stadt leben wollten und solche, die sich genau das nicht vorstellen konnten.
Veränderung der Arbeitsbedingungen
Durch die weltweite Pandemie stellt sich die Frage nach Stadt oder Land erneut. Home-Office und Home-Schooling werden nachhaltig die Städte und auch die ländliche Gegend verändern. Manch ein Unternehmen könnte das Modell „Arbeiten von zuhause“ beibehalten und somit seinen Mitarbeitern täglich lange Fahrten ersparen. Wo es die Branche zulässt, sind wöchentliche Treffen eventuell ausreichend. Große Büroflächen könnten für Unternehmen überflüssig werden. Fakt ist, die Arbeitswelt hat sich durch die Pandemie verändert und es scheint, als ob ein hundertprozentiges „zurück“ nicht mehr möglich oder gewollt sei. Letztendlich sind die Digitalisierung und der gezwungenermaßen weitere Ausbau als Chance zu betrachten. Zum einen, um die Städte zu entlasten, und zum anderen, um die ländlichen Gebiete zu beleben.
Stadtflucht – Landflucht
Abgesehen von den Veränderungen, die sich momentan abzeichnen, war eine Sache schon vorher ein Problem für die ländlichen Gebiete: die Infrastruktur. Durch die Landflucht in die Städte mussten immer mehr Geschäfte schließen. Der Discounter auf der grünen Wiese tat sein Übriges dazu. Buslinien und Zugverbindungen wurden immer weiter ausgedünnt oder direkt eingestellt. Hausärzte suchten händeringend nach jungen Kollegen, die aufs Land gehen und die Praxis übernehmen wollten. Das Landleben schien keine Perspektive zu haben. Diese Landflucht wiederum führte zu Wohnungsknappheit und Kostenexplosion in den Städten.
Laut dem Zukunftsinstitut begann bereits 2014 eine Umkehr, die Stadtflucht setzte ein. Das Leben auf dem Land, mit besserer Luft und mehr Wohnraum, zu geringeren Kosten als in der Stadt, wurde attraktiv. Aber auch in den Städten selbst haben die Menschen versucht, die ländlichen Strukturen in Wohnprojekten und Genossenschaften in die Stadt zu holen. Keine anonymen Wohnblöcke mehr, sondern ein Miteinander durch Kollaboration. Die Zunahme des „Urban Gardening“(Gärten in der Stadt zur gemeinschaftlichen Nutzung) zeigt schon seit geraumer Zeit ein Umdenken hin zu mehr Natur. Somit bleibt zu sagen, dass sich die Arten zu wohnen und zu leben auf beiden Seiten verändert haben und weiter verändern werden. Einhergehend mit einer Veränderung des Immobilienmarkts.
Die Infrastruktur und ihre Probleme
Wie bereits angesprochen, hat die ländliche Infrastruktur durch die Landflucht sehr gelitten. Die Pandemie hat nicht nur auf dem Land zugeschlagen, sondern auch in der Stadt. Es wurde alles kräftig durcheinandergeschüttelt, besonders der Einzelhandel- egal, in welchem Bereich. Man muss nicht unbedingt einen Blick in die Glaskugel werfen, um zu sehen, dass die Digitalisierung kräftig auf dem Vormarsch ist und dadurch die Frage „Stadt oder Land“ nicht klar zu beantworten ist.